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Wikipedia kritisch nutzen

Eigentlich mag ich die Wikipedia. Sie wird oft extrem schnell aktualisiert, sie ist weit umfassender als es Brockhaus oder selbst die Encyclopedia Britannica jemals waren. Oft habe ich durch die Wikipedia interessante Hinweise und weiterführende, spannende Links bekommen.

Allerdings scheint es verschärft in den letzten Monaten zu Säuberungen in der Wikipedia zu kommen. Bestätigt wird mein etwas diffuser Eindruck unter anderem durch diesen lesenswerten Artikel in Telepolis (Heise): Wikipedia auf dem Weg zum Orwellschen Wahrheitsministerium von Alexander Unzicker.

Ein Wikipedia-Eintrag im Wandel: Vom Stasi-Spitzel zum strahlenden Vorbild


Ein Beispiel für die Säuberungen im Online-Lexikon ist der Eintrag über Anetta Kahane. Ihre Vergangenheit als Stasi-IM (für immerhin 8 Jahre) wurde in der deutschen Wikipedia quasi ausgelöscht, ahnlich wie Stalin missliebige Personen aus historischen Fotos entfernen ließ. Man vergleiche zu Anetta Kahane ihre Einträge in der englischen und der deutschen Wikipedia und staune (Stand 01.06.18). Alexander Unzicker bringt es in seinem Artikel mit der wunderbar süffisanten Zwischen-Headline "IM Menschenrechtsaktivistin" elegant auf den Punkt.

Hier wurde zugunsten einer Frau geschönt, die kontinuierlich, früher im Auftrag der Staatssicherheit und nun mit Förderung staatlicher bundesdeutscher Stellen, Äußerungen von "rechts" des jeweiligen Systems (was auch immer dies sein mag) kritisch beobachtet.

An anderer Stelle zeigt die Wikipedia ein noch perfideres und unangenehmeres Bild. Ich nehme Bezug auf die Einträge über Dr. Daniele Ganser und Ken Jebsen. Diese beiden inhaltlich und rhetorisch oft brillanten Aktivisten für den Frieden werden von der Wikipedia scheinbar gezielt verleumdet. Dies ist besonders infam, weil beide völlig offen agieren und von anonymen Wikipedianern aufs Korn genommen werden. Da besteht keine Chance, sich zu wehren.

Ein Schlaglicht auf diese unglaublichen Untriebe wirft der Film "Die dunkle Seite der Wikipedia" von Markus Fiedler und Frank-Michael Speer:



Ebenso interessant ist übrigens das Hintergrund-Gespräch zwischen Ken Jebsen und Markus Fiedler. Meine Schlussfolgerung und persönliche Einschätzung: Die Wikipedia ist in weiten Teilen immer noch(?) ein interessantes Projekt. Wollen wir hoffen, dass sie sich bessert. Denn noch ist sie für viele eine erste Anlaufstelle im Netz, Ausgangspunkt für weitere Recherchen. Ganz besonders bei Dr. Daniele Ganser und Ken Jebsen und etlichen anderen wäre es allerhöchste Zeit zu einer gewissen Neutralität zurückzufinden.

Zur Auflockerung nun eine satirische Straßenbefragung des ZDF-Moderators Achim Winter über die ach so verdienstvolle Zensur-Arbeit der Amadeo Antonio Stiftung der Anetta Kahane. Die Stiftung verlangte übrigens folgerichtig die Löschung dieses Videos aus der ZDF-Mediathek ;-) War Meinungsfreiheit schon gestern?



PS: Wussten Sie, dass die Amadeo Antonio Stiftung den Namen "Amadeo Antonio" für sich einfach gekapert hat? Mehr dazu vielleicht demnächst.

Die Skurrilen wünschen: Skurrilen Tag!