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Die Schwerkraft-Abgabe | Fantastische Geschichten von den Skurrilen Inseln · Manuskript zu Hör-Episode 1

(Ton: Ozeanwellen)

Inmitten der Untiefen zwischen Sumo und dem Land des Bären planschen die Skurrilen, eine flatterhafte, besserwisserische und besonders in Klippennähe äußerst uneinsichtige Inselgruppe.

(Ton: Ozeanwellen ebben ab)

Kurzgeschichte, gratis, Humor, Satire, Skurrile Inseln, Politik, Fantastik
Die Nördlichen Skurrilen sind rau und berühmt für ihre vorzügliche Yakbutter.

Schwerkraft-Abgabe und putzig purzelnde Nachbarn


Es wäre ein schöner, malerisch böiger Tag gewesen. Auf Bölk, einer der unzählbaren Hauptinseln der Skurrilen. Unsere Jurte schmiegte sich in die sanften Hänge des Küstenhügels. Ganz wie sie es alle Sommer tat. Doch da war das Auto der Schultes. Eigentlich ein ganz normaler Kombi. Doch heute tat dieser Kombi etwas Ungewöhnliches: Er dotzte herum, und näherte sich dabei gefährlich unserem Gartenzaun. Meiner Mutter reichte es: „Schultes, Schultes.“ Das Auto dotzte und hüpfte weiter. Jetzt richtete es sich unbeholfen auf. Sodass es mit der hinteren Stoßstange knapp über dem Erdboden schwebte. Der Auspuff sah nicht gut aus. Der gesamte Unterboden auch nicht. Überall Rost. Das Auto kam unserem Gartenzaun immer noch gefährlich nahe. „Das reißt uns noch den Zaun ein!“ Der kleine Schulte machte das Beste aus der Situation und übte Basketball, indem er sich selbst in den Korb an der Garagenwand warf. Das tat er nun schon gute zwanzig Minuten. Und er wurde immer besser darin. Die alten Schultes sahen drollig aus, wie sie in der Luft herumkugelten. Beide waren nicht die Schlanksten. Und der Rock von Frau Schulte war gefährlich kurz. Die ganze Familie schaute verschämt „Das kommt davon, wenn man seine Schwerkraft-Rechnung nicht bezahlt!“ Mama und Papa waren aufgebracht. „Schaut es Euch an, Kinder.“ Meine Schwester fand das alles spaßig. Sie hüpfte über den Zaun. – Und schwebte los. Mutter bekam sie gerade noch an den Knöcheln zu fassen, wäre aber selbst fast in die Schwerelosigkeit gezogen worden.

Mein Vater hatte kein Mitleid. Er wusste, wenn die Schwerkraft nicht bezahlt wird, hat das Auswirkung auf den Preis. Und leider nicht nur auf den Preis für das Grundstück der Schultes. Das gesamte Viertel drohte in eine prekäre Situation zu stürzen. Was für ein Stigma! – Eigentlich galt unser schmucker Küstenvorort als Muster für Gentrifizierung. Die Entseelung eines wild-romantischen Fischerdörfchens war beispielhaft geglückt. Lokale wie internationale Berichterstatter schwärmten. Und jetzt! Schwerkraftlose taumelten durch unsere Nachbarschaft. Die Schultes kugelten gehemmt vor sich hin. Auch andere Nachbarn waren erbost. Die, die da waren. Der Rest war Seeotter streicheln, Nymphen glotzen oder Robben-Dung für die Tanggärten aufsammeln. Was man so halt macht an einem böigen Skurrilen-Tag. Krause von gegenüber hob seinen Rechen. Doch genau in diesem Moment – schwang sich das Gartengerät nach oben. Elegant und endlich befreit. - Nicht auch noch Krauses! Sie hatten immer so integer gewirkt. Die geborenen Solvenzler. Jetzt schwebte ihr stolzer SUV gegen den Laternenmast.

Schwerkraft für jedermann. Das war vorbei! Nachdem das Parlament der Skurrilen etliche der heimischen Natur- und Elementarkräfte an ein Unternehmen jenseits der Meere verleast hatte.

Das Leben wurde wieder einmal teurer. Die Möglichkeiten scheinbar größer. Wer wollte, konnte Schwerkraft hinzubuchen. Natürlich gab es praktische Anwendungen: Lehrer erhöhten ihre Anziehungskraft und konnten den Schülerpulk bei Klassenfahrten besser zusammenhalten. – Doch es waren vor allem die Schwerkraftprotze, die unangenehm auffielen, wenn sie wieder einmal den Parkettboden eindrückten.

Abends, als alle gut gefesselt dem Sirenenfelsen lauschten, vergaßen wir schnell die kugelnden Schultes. Und die Protze sowieso.

Dieser Geschichte wurde von den Hörern der Ölker Gazette der „Schnauber“ angeheftet.

(Ton: Skurriler heftiger Pferde(?)-Schnauber)

Skurrile Inseln, Strand, Robbe, Kurzgeschichte, Fantastik, komisch
Typisches, skurriles Strandbild. Geschnappschusst 400 Meter vom Sirenenfelsen (Bölk). Alle Lebewesen der Skurrilen sind von Kopf bis Fuß bzw. bis zur Flossenspitze skurrilisiert. Die Robbe hat gut lachen: Tiere ohne festes Einkommen genießen auf den Skurrilen Steuer- und Abgabenfreiheit.

© 2017 by Robert Welz. Alle Text- und Audio-Rechte vorbehalten. Foto oben (beschnitten) von Anthony Tori, gefunden auf unsplash.com; Foto Robbe von Anja, unsplash.com

Hier die Schwerkraft-Abgabe hören, gesprochen und produziert vom Autor. Diese plus weitere fantastische Audio-Satiren von den erst kürzlich entdeckten Skurrilen Inseln gibt es auf dieskurrilen.podspot.de und ebenso kostenlos auf iTunes · das Manuskript zur 3. Episode "Der Klotöter" lesen · Die Skurrilen wünschen: Skurrilen Tag!

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